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Kulturlandschaft
Allein unsere Phantasie reicht aus, unter dieser Überschrift das innere Bild einer idealisierten Landschaft entstehen zu lassen. Im Vordergrund könnte sich wahlweise ein gelbblühendes Rapsfeld oder eine bunte Wiese befinden, auf der Schafe oder Kühe weiden. Seitlich eröffnet sich der Blick auf ein Dorf und im Hintergrund erhebt sich ein Gebirge.
Dort, in der Tiefe entlegener Täler mag es noch geben, was der scheinbar entgegengesetzte Begriff „Naturlandschaft“ beschreibt.
Nachdenken allein über das Wort „Kultur“ würde uns ganz schnell wegführen von dessen ursprünglicher Begriffsbestimmung im Sinne des lateinischen „cultura“ für Bearbeitung, Pflege oder Ackerbau. Und „Landschaft“? In Gedanken trennen wir uns bei diesem Wort ohnehin kaum von der Vorstellung, es handele sich begrifflich um einen mehr oder weniger überschaubaren Teil der Erdoberfläche. Einfach ein Stück Land also, wäre da nur nicht die eigentümliche Endung „-schaft“, eine Endung, die uns auch in Wörtern wie „Mannschaft“, „Gemeinschaft“ oder „Gesellschaft“ begegnet.
„Landschaft“ meinte ursprünglich die Gesamtheit der Landstände, die sich aus dem Klerus, dem Adel und dem freien Bürgertum (mancherorts auch der freien Bauernschaft) zusammensetzte. Als politische Interessensvertretung der Stände standen in den Kleinstaaten des Mittelalters und der frühen Neuzeit die Landschaften dem jeweiligen Landesherrn gegenüber. Eine Landschaft war die zweite Staatsgewalt, die bei der Gesetzgebung mitwirkte.
Über mehr als fünf Jahrhunderte bis hinein in die Gegenwart haben sich solche historischen Landschaften erhalten, etwa in Teilen des früheren Königreichs Hannover. Andere Landschaften, wie die erst im Zuge des Landesjubiläums 800 Jahre Anhalt neu gegründete Anhaltische Landschaft hält die Erinnerung wach an eine Kulturlandschaft, die im Herzen Deutschlands von Dessau bis in den Harz um Ballenstedt und Harzgerode reicht. Der Regionalverband Harz unterstützt den Verein Anhaltische Landschaft durch seine Mitgliedschaft und aktive Mitarbeit.
Der Regionalverband Harz selbst ist aber auch tätig als Landschaftsverband in Niedersachsen und als solcher zuständig für die regionale Kulturförderung im Gebiet des Landkreises Goslar. Aus Spenden und aus Fördermitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur unterstützt er Kulturprojekte gemeinnütziger Organisationen, in Ausnahmefällen auch von Kirchen, Städten oder Gemeinden. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Landschaften und Landschaftsverbände in Niedersachsen (ALLviN) vertritt der Regionalverband Harz die Interessen der Kulturschaffenden vor Ort.
Auch eigene kulturelle Projekte führt der Regionalverband durch. Um über die Grenzen der Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Kulturlandschaft Harz als Ganzes in den Blick zu nehmen, verleiht der Regionalverband Harz jährlich den Harzer Kulturpreis und informiert in einem eigens dafür herausgegebenen Faltblatt über Ausstellungen moderner Kunst. In kulturellen Fragen wird der Regionalverband Harz von den Mitgliedern des Kulturausschusses beraten.
Kulturlandschaft meint also sowohl die vom Menschen beeinflusste Umwelt im Natur- und Geopark, als auch bildende Kunst, Literatur, Museen, Musik, Sprachen und Theater in der Harzregion über die Grenzen dreier Bundesländer mit jeweils eigener Kulturhoheit hinweg.