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Die Stadt Arnstein im Landkreis Mansfeld-Südharz ist eines der jüngsten Kinder der Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt. In ihr aufgegangen sind die Stadt Sandersleben/Anhalt mit dem Ortsteil Roda, sowie die elf zuvor eigenständigen Gemeinden Alterode, Arnstedt, Bräunerode (mit den Ortsteilen Friedrichrode und Willerode), Greifenhagen, Harkerode, Quenstedt (mit dem Ortsteil Pfersdorf), Stangerode, Sylda, Ulzigerode, Welbsleben und Wiederstedt. Arnstein hat die schon im 14. Jh. nachgewiesenen Stadtrechte von Sandersleben übernommen.
Nach der Zahl der Einwohner kaum größer als die Stadt Arnstein im Landkreis Mansfeld-Südharz ist Arnstein im bayerischen Unterfranken. Doch obwohl also bereits eine zweite Stadt gleichen Namens existiert, ist die getroffene Entscheidung nachvollziehbar. Nicht eine der zuvor selbständigen Gemeinden tut sich besonders hervor, sondern getauft wurde die junge Stadt auf den Namen des weit über ihre Grenzen hinaus bekannten Baudenkmals zwischen Harkerode und Sylda. Es ist die Burgruine Arnstein, die vom Regionalverband Harz als besonders besuchenswerter Punkt im Gebiet der Landmarke 17 des Geoparks beworben wird (Geopunkt 10). Damit ist schon verraten, dass der größte Teil der Stadt Arnstein zum Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen gehört. Gleichzeitig befindet sich die Stadt Arnstein größtenteils im Naturpark "Harz/Sachsen-Anhalt (Mansfelder Land)". Entlang der L229 und der B180 verläuft die Grenze des Naturparks durch die Gemarkungen der Ortsteile Welbsleben und Quenstedt. Alle anderen südlich bzw. westlich davon gelegenen Ortsteile liegen ebenfalls im Naturpark. Weitere Fördermitglieder des Regionalverbandes Harz im Gebiet der Stadt Arnstein sind das Reit- und Sporthotel Nordmann in Stangerode und die Evangelische Heimvolkshochschule Alterode.
Seit im Mittelalter Urkunden schriftlich Zeugnis ablegen, wissen wir um die Existenz der meisten Ortschaften der Stadt Arnstein. Doch schon während der Jungsteinzeit siedelten in den fruchtbaren Gegenden am Harzrand Menschen. Waren es später Sachsen oder Schwaben, die dann ein halbes Jahrtausend nach Christi Geburt im Gebiet wohnten? Wir wissen es nicht sicher - wissen nur, dass das im Süden und Osten durch die Wipper begrenzte Gebiet eine von vier Grafschaften im Schwabengau war. Die Grafschaft Arnstein reichte im Norden und Westen bis zur Eine. So gesehen, verbindet die meisten Ortsteile der Stadt Arnstein eine sehr lange gemeinsame Geschichte. 1387 wurde die Grafschaft Arnstein für 7.000 Gulden an die Grafen BURCHART VII. und GÜNTHER I. VON MANSFELD verkauft. Alterode und Stangerode gehörten ursprünglich zur Grafschaft Ballenstedt. Anhaltische Fürsten machten beide Orte 1404 dem Kloster Wiederstedt zum Geschenk, ehe sie von diesem 1524 ebenfalls an einen Mansfelder Grafen verkauft wurden. Wie die Orte der Grafschaft Arnstein kamen Alterode und Stangerode mit der Grafschaft Mansfeld schließlich zu Preußen. Allein Sandersleben und Unterwiederstedt machten eine Ausnahme. "Scenderslebe", ebenfalls zum Schwabengau gehörig, lag unter der Hoheit der Wettiner, ehe es 1252 zu Anhalt-Bernburg kam. Ab 1603 war das Amt Sandersleben Teil des Fürstentums Anhalt-Dessau und galt als dessen wertvollste Exklave. Diese Aussage bezog sich sicher nicht nur auf die guten Böden des Sanderslebener Staatsgutes mit dem Vorwerk Roda, sondern auch auf dessen verkehrlich privilegierte Lage. Seit den 1870er Jahren ist die Stadt Knotenpunkt der Eisenbahnstrecken Halberstadt-Halle und Sangerhausen-Güsten. Als Teil des Freistaates Anhalt gehörte Sandersleben ursprünglich dem Kreis Bernburg an. Erst 1952 wurde die Stadt dem Kreis Hettstedt zugeordnet.
Verlassen wir Sandersleben, die "Pforte zum Mansfelder Berggebiet" und fahren durch das Tal der Wipper nach Südwesten, so gelangen wir in den nach der Zahl der Einwohner zweitgrößten Ortsteil von Arnstein: nach Wiederstedt. Unterwiederstedt gehörte bis 1945 ebenfalls noch zu Anhalt, während Oberwiederstedt eine Gemeinde im Mansfelder Gebirgskreis (Preußen) war. Hierher wurde 1259 ein von MECHTHILD VON ARNSTEIN (1196-1264), Witwe des Grafen ALBRECHT I. VON ARNSTEIN (* 1175), auf dem Hettstedter Kupferberg gegründetes Nonnenkloster verlegt. Nach dem Bauernkrieg säkularisierten die Mansfelder Grafen das Kloster und verpfändeten es an die Freiherren von Hardenberg. Ab 1614 war Oberwiederstedt dann Eigentum der Hardenberg'schen Familie, aus der nicht nur der preußische Reformer CARL AUGUST FÜRST VON HARDENBERG (1750-1822), sondern auch NOVALIS (GEORG PHILIPP FRIEDRICH FREIHERR VON HARDENBERG, 1772-1801) abstammte. Im Geburtshaus des Dichters, dem Schloss Oberwiederstedt, erinnert heute die Forschungsstätte für Frühromantik und ein Museum an den bedeutenden Dichter (geöffnet Dienstag-Sonntag von 10-16 Uhr). Der Bergbau ging auch in Oberwiederstedt um. Im 18. Jh. war zwischen Schloss und Kloster ein Stollen aufgefahren.
Kleinhalden als Zeugnisse des Bergbaus auf Kupferschiefer sind zahlreich links der Straße zu entdecken, auf der wir fahren, um von Oberwiederstedt über den Ortsteil Arnstedt zum Sitz der Stadt Arnstein in Quenstedt zu gelangen. Südwestlich von Quenstedt ist auf einem markanten Bergsporn die Schalkenburg als bedeutendes Bodendenkmal zu suchen, eine neolithische Ringanlage der Bernburger Kultur. An einem Teich des Pfersdorfer Gutes kann jedermann jederzeit sein Anglerglück suchen. Angelberechtigungsscheine gibt es außer Weihnachten und zur Jahreswende gleich auf dem Teich des Dammes, der an der Straße von Quenstedt in Richtung Sylda liegt.
Zunächst ist jedoch Welbsleben unser Ziel. Zeugnis vom bedeutenden Alter des am Zusammenfluss von Langetalbach und Eine gelegenen Ortes (erste urkundliche Erwähnung 964) gibt die Kirche St. Clemens und Juliana aus dem 12. Jh. Ein Rad- und Wanderweg, führt das Einetal aufwärts über Harkerode und Alterode bis nach Stangerode. Dort mündet nicht nur die Leine in die Eine. Besuchenswert ist Stangerode besonders wegen des 250 ha großen Wildparks mit Rot- und Damhirschherden, Mufflons, Wildschweinen, verschiedenen Rinderrassen, dem in Nordamerika beheimateten Bison und dem einstmals auch in Mitteleuropa heimischen Wisent. Stangerode, das erst 1545 eine eigene Kirche erhielt, gehörte zum Kirchspiel Alterode. Zwischen beiden Orten liegt heute ein wunderschönes Freibad.
In Harkerode verlässt der Harzrundweg das Einetal. Radfahrer, die auf dem Harzrundweg aus Richtung Stangerode kommen, führt es derselbe nun nach Ulzigerode. Sehenswert ist dort der Bauernstein, der sich unter einer großen Linde am ehemaligen Gutshaus der Familie Sehnert befindet. Das hübsch sanierte neobarocke Gutshaus bestimmt das Ortsbild an der Hauptstraße. Lange Jahre war es allgemeiner Lebensmittelpunkt des Ortes mit Verkaufsstelle, Gemeindeschwesternstation, Kindergarten und Sitz der LPG Tierproduktion.
Im nahen Harkerode prägt die nach Entwürfen des berühmten Baumeisters KARL FRIEDRICH SCHINKEL 1832 erbaute klassizistische Kirche St. Johannes das Bild. Ein Dorf- und Landwirtschaftsmuseum finden wir in der Hauptstraße (Schlosserei). Um zur Ruine der Burg Arnstein zu gelangen, verlassen wir Harkerode in Richtung Sylda. Am Fuße des Burgberges befindet sich das Mausoleum der Familie VON KNIGGE. Sylda liegt auf der Hochfläche zwischen Eine und Wipper. Sehenswert sind barocke Grabsteine im Kirchhof und das Gangloff-Denkmal inmitten des Ortes. Es erinnert an JOHANN GOTTFRIED WILHELM GANGLOFF (1794-1837), einen der bekanntesten Wildschützen der Harzregion.
Von Sylda auf dem Harzvorland-Radwanderweg gelangen wir nach Willerode und von dort auf der Kreisstraße 2338 nach Bräunerode und Greifenhagen. Zentraler Ort ist Bräunerode als einziges Kirchdorf. Die 1881 erbaute Kirche St. Nicolai erhebt sich an Stelle ihrer beiden Vorgängerbauten. Bräunerode ist Geburtsort des Botanikers FRIEDRICH AUGUST GARCKE (1819-1904). Seine "Flora von Deutschland" war ein vielfach aufgelegtes Lehrbuch, das Standardwerk der Botanik des 19. Jh. GARCKE selbst als "Geheimer Rat" für sein Lebenswerk geehrt, hinterließ seinem Heimatort 20.000 Mark. Zur Unterstützung der Armen wurde davon das Garcke-Stift errichtet, ein Armenhaus inmitten des Dorfes. Greifenhagen schließlich, der südlichste Ortsteil der neuen Stadt Arnstein, liegt an der alten Kohlenstraße, auf der früher Holzkohle aus dem Harz zu den Hütten im Mansfelder Land transportiert wurde.
von Dr. Klaus George
Quellen:
LANGLOTZ, G. (2006): Zwischen Selke und Wipper. Bd. II. OTTO Verlag & Druckerei, Dresden.
LANGLOTZ, G. (2007): Zwischen Selke und Wipper. Bd. III. OTTO Verlag & Druckerei, Dresden.
SCHLENKER, G., H. LAUENROTH, M. EBURY & U. LAUENROTH (2008): Mansfelder Land. Porträt einer Kulturlandschaft. Schäfer Druck & Verlag.
SCHWINEKÖPER, B. (Hrsg., 1987): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 11: Provinz Sachsen/Anhalt. 2., überarbeitete und ergänzte Aufl.; Alfred Kröner Verlag, Stuttgart.
WEYHE, E. (1907): Landeskunde des Herzogtums Anhalt. Bd. 2. Verlag der Herzoglichen Hofdruckerei E. Dünnhaupt, Dessau.