Have any questions?
+44 1234 567 890
Bereits seit 2003 ist Ballenstedt Fördermitglied im Regionalverband Harz. Die Stadt kann auf eine bedeutende Geschichte als Residenz- und Kreisstadt zurückblicken: Wohl schon Anfang des 6. Jh. entstand der Ort am nördlichen Harzrand; die Endung ".stedt" im Namen deutet auf eine ursprünglich thüringische Ansiedlung. Ein halbes Jahrtausend später wird 1030 ein Graf Esiko von Ballenstedt erwähnt, ein Sachsenfürst, der seine Burg auf dem heutigen Schlossberg hatte, und in dessen Besitz sich weitere Grafschaften zwischen Bode, Elbe, Mulde, Fuhne und Wipper befanden. Esikos Nachkommen ließen später die Burg Anhalt über dem Selketal zu ihrem Wohnsitz erbauen, und benannten sich fortan nach ihr.
Auf dem Schlossberg Ballenstedt gründeten sie ein Benediktinerkloster. HEINRICH I. (um 1170-1252), Enkel ALBRECHTS DES BÄREN, war Schutzvogt des Klosters und erster Fürst von Anhalt. Zwar hielten sich fortan öfter anhaltische Fürsten im Ballenstedter Kloster auf, doch erst 240 Jahre nach der Aufhebung des Klosters erhoben die Fürsten von Anhalt-Bernburg 1765 Ballenstedt offiziell zu ihrer Residenz. Es war die Jagdleidenschaft von Fürst FRIEDRICH ALBRECHT (1735-1796), die den Ausschlag zu dieser Entscheidung gab. Bereits sein Vater hatte zwischen Ballenstedt und dem Ramberg ein ausgedehntes Jagdrevier angelegt, außerdem 1733 das Jagd- und Zeughaus - das heutige Schlosshotel "Großer Gasthof" erbauen lassen. Dort wurden nun unter FRIEDRICH ALBRECHT Räume der früheren Jagdgäste in Wohnungen für fürstliche Beamte und Diener umgebaut. Auch mit der Bebauung der Allee wurde begonnen. Schließlich entstand am Fuße des Schlossbergs 1788 das Komödienhaus, das heutige Theater, und es wurde ein Schlosspark angelegt. Der Sohn FRIEDRICH ALBRECHTS, ALEXIUS FRIEDRICH CHRISTIAN (1767-1834) erhielt noch kurz vor Auflösung des Heiligen Römischen Reiches von Kaiser FRANZ den Herzogstitel. Das kleine Herzogtum trat 1823 dem preußischen Zollsystem bei, was einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge hatte. Der zunächst barocke Lustgarten an der Nordseite des Schlosses wurde nach Plänen von PETER JOSEPH LENNÉ (1789-1866) ab 1859 umgestaltet. Mit dem Tode von Herzog ALEXANDER KARL (1805-1863) erlosch die Bernburger Linie der Askanier und Anhalt wurde wiedervereinigt. Die herzogliche Regierung hatte ihren Sitz in Dessau.
Nachdem 1902 auch FRIEDERIKE, die Witwe des letzten Herzogs von Anhalt-Bernburg verstarb, wählte die Dessauer herzogliche Familie Schloss Ballenstedt zur Sommerresidenz. Ballenstedt war inzwischen Kreisstadt des gleichnamigen Kreises, dem mit 33.077 Hektar kleinsten der fünf Kreise Anhalts. Nach der am 18. Juni 1870 vom Anhaltischen Landtag mit Zustimmung des Herzogs erlassenen Kreisordnung, die am 1. Oktober 1870 in Kraft trat, wurde der Kreis zu einer Kommunalverwaltung (kommunaler Verband) neben der staatlichen Kreisdirektion. Ähnlich wie in Preußen oblag die Verwaltung der staatlichen und der kommunalen Kreisangelegenheiten dem staatlich bestellten Kreisdirektor. Einmal im Jahr tagte der Kreistag, mehrfach im Jahr der Kreisausschuss. 1889 übernahm der Kreis das Krankenhaus der Stadt Ballenstedt. Nachdem am 12. November 1918 der letzte Herzog Anhalts abgedankt und nachdem sich 1920 ein demokratisch gewählter Landtag konstituiert hatte, wurde auch im Kreis Ballenstedt ein Kreistag demokratisch gewählt. Der Kreis hatte bis 1950 Bestand.
Danach war Ballenstedt Mitgliedsgemeinde des Kreises Quedlinburg, der am 1. Juli 2007 im Landkreis Harz aufging. Zu diesem Zeitpunkt zählte Ballenstedt 7.767 Einwohner, darunter in seinen Ortsteilen Asmusstedt 32, Badeborn 1.182 und Opperode 484. Die Bürgerinnen und Bürger Badeborns hatten sich in einer Bürgerbefragung 2002 mehrheitlich für die Eingemeindung ausgesprochen. Sie wurde am 3. August 2002 wirksam. Ballenstedt ist Trägergemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Ballenstedt-Bode-Selke-Aue. Betriebe mit langer Tradition am Standort Ballenstedt sind u. a. das Gummiwerk (FBB Förderband GmbH), die Hydraulik (Linde AG), Keunecke Feinkost GmbH und die Q-Bus GmbH (früher Kraftverkehr).
In der Umgebung der Stadt gibt es zahlreiche interessante Ausflugsziele: NSG Gegensteine, NSG Selketal, Schloss mit Grab ALBRECHTS DES BÄREN - eine Station der "Straße der Romanik" und Schlosspark - ein im Rahmen des Landesprogramms "Gartenträume" hervorragend sanierter und gepflegter Landschaftspark. Für mehrtägige Aufenthalte, die auf jeden Fall lohnen, können besonders das Schlosshotel "Großer Gasthof" und das Parkhotel Schloss Meisdorf empfohlen werden. Weitergehende Informationen enthalten die Faltblätter des Regionalverbandes Harz: das Faltblatt der Landmarke 15 aus der Geoparkserie und das Faltblatt "Zwischen Burg Anhalt und Quedlinburg" aus der Serie "Natur erleben an der Straße der Romanik". Sie sind in der Touristinformation am Anhaltiner Platz, im Museum am Schlossplatz oder beim Regionalverband Harz erhältlich.
von Dr. Klaus George
Quellen:
Kulturverein Wilhelm von Kügelgen [Hrsg.] 2006
Weyhe 1907