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Zum 1. Januar 2015 wurden die bisher selbständigen Gemeinden Bergstadt Altenau, Bergstadt Clausthal-Zellerfeld, die Gemeinde Schulenberg im Oberharz und die Bergstadt Wildemann per Gesetz formell aufgelöst. Altenau mit den kleineren Exklaven Sperberhaier Dammhaus, Gemkenthal, Polstertaler Zechenhaus, Torfhaus, Bastesiedlung und der bebauten Fläche unterhalb der Eckertalsperre sowie Schulenberg im Oberharz mit seinen kleineren Exklaven, darunter Oberschulenberg, Festenburg, Romkerhall und Ahrendsberg, bilden jetzt den Stadtteil Altenau-Schulenberg im Oberharz, der knapp 2.000 Einwohnerinnen und Einwohner (EW) zählt. Die beiden kleineren Stadteile Buntenbock und Wildemann mit dem Spiegelthaler Zechenhaus zählen 750 bzw. 918 EW. Größter Stadtteil ist die Kernstadt Clausthal-Zellerfeld. Insgesamt weist die amtliche Statistik 15.561 EW für das gesamte Gebiet der heutigen Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld aus (Stichtag 30. September 2013).
Die vier neuen Stadteile und ihre Exklaven sind nicht allein durch Straßen, sondern auch durch Gräben und Wasserläufe verbunden. Auf den an ihnen entlangführenden Wanderwegen können der Naturpark Harz und der erst 1994 gegründete Nationalpark Harz erkundet werden. Die Berg- und Universitätsstadt liegt nahezu vollständig im Naturpark Harz. Nur die vom Nationalpark eingeschlossenen Exklaven Torfhaus und die bebauten Flächen unterhalb der Eckertalsperre gehören nicht zum Naturparkgebiet. Kerngebiet des Naturparks ist der frühere Landkreis Zellerfeld. Dessen Oberkreisdirektor HERMANN KERL (1901-1996) hatte am 27. April 1960 die Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen des Landkreises Zellerfeld im „Naturpark Harz“ erlassen. Ihr Inkrafttreten am 17. Juli 1960 durch Bekanntmachung im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Hildesheim vom 16. Juli 1960 gilt als Geburtsstunde des Naturparks Harz in Niedersachsen. Heute reicht der Naturpark im Westen bis zur B 243 bzw. zur B 248, im Norden bis zur B 82 bzw. zur B 6 und im Osten und Süden an die Nationalparkgrenze bzw. die Landesgrenzen zu Sachsen-Anhalt und Thüringen. An HERMANN KERL, den Vater des Naturparks Harz und langjährigen Hauptvorsitzenden des Harzklubs, erinnert ein Gedenkstein im Park an der Robert-Koch-Straße in Clausthal.
Die ehemals selbständigen Bergstädte Clausthal und Zellerfeld, die nur durch den Zellbach voneinander getrennt waren, sind bereits 1924 zu einer Stadt zusammengeschlossen worden. 1972 wurde auch noch Buntenbock eingemeindet.
Bereits im 8. Jh. soll der als „Apostel der Deutschen“ verehrte Missionar BONIFATIUS eine Kapelle im Harz errichtet haben. Dort nahm im 13. Jh. die Besiedelung des Oberharzes ihren Anfang: das kaiserliche Kollegiatstift in Goslar gründete die Benediktinerniederlassung „Cella“. Die mit Bergbau befassten Mönche legten 1268 den Mittleren Pfauenteich an. Nachdem im 14. Jh. das Kloster St. Matthias wieder geschlossen worden war, und nachdem 1525 Kaiser KARL V. (1500-1558) per Edikt entschieden hatte, dass Einkünfte aus dem Bergbau dem jeweiligen Landesherren zufließen sollten, interessierten sich Anfang des 16. Jh. die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg für den Bergbau im Harz. Der braunschweigische Teil des Oberharzes erhielt 1532 unter Herzog HEINRICH II. (1489-1568), dem regierenden Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, die Bergfreiheit. Das Bergamt wurde 1549 von Wildemann, das 20 Jahre zuvor von Bergleuten aus dem Erzgebirge gegründet worden war, nach Zellerfeld verlegt. Zellerfeld hatte 1529 bereits Stadtrecht. 1672 wurde die Stadt durch einen verheerenden Brand zerstört, danach in rechtwinklige Quartiere gegliedert und neu aufgebaut.
Clausthal hingegen gehörte zum Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen. Herzog ERNST III. (1518-1567) gewährte die Bergfreiheit für seinen Teil des Oberharzes erst im Jahr 1554. Fortan blühte das Montanwesen auf. Clausthal erhielt 1570 seine erste Kirche.
Nach dem Aussterben der Braunschweig-Wolfenbüttler Linie der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg 1634 wurde Zellerfeld Sitz der Verwaltung des „Kommunionharz“, der die Bergstädte Grund, Lautenthal, Wildemann und Zellerfeld umfasste. Die verschiedenen fürstlichen Linien des Welfenhauses hatten sich im Zusammenhang der großen Erbteilung von 1635 auf diese gemeinsame Verwaltung geeinigt. Die Aufsicht über das Kommunion-Bergamt übten im jährlichen Wechsel Hannover und Braunschweig aus. Der „Einseitige Harz“ mit den Bergstädten Altenau (Stadtrecht seit 1617, freie Bergstadt ab 1636), Sankt Andreasberg und Clausthal hingegen hatte sein Bergamt weiterhin in Clausthal. Es unterstand allein Hannover.
Der Kommunion-Vertrag hatte Bestand, bis 1788 Braunschweig auf seinen Anteil aus dem Bergbau und auf die Bergstädte verzichtete. Zellerfeld und Wildemann fielen damit auch an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg und schließlich 1866 mit dem Königreich Hannover an Preußen. Zuvor war am 18. April 1854 auch Clausthal von einem schweren Stadtbrand in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Jahr 1885 zählte Clausthal 8.871 und Zellerfeld 4.407 Einwohner.
Für den Bergbau im Oberharz wurde qualifiziertes Personal benötigt, und so schuf der hannoversche Berghauptmann NICOLAUS FRIEDRICH VON REDEN (1736-1791) mit dem von ihm initiierten einjährigen Kursus für Berg und Hüttenleute 1775 die Grundlage der Entstehung einer Hochschule in Clausthal. Am 27. Dezember 1864 erhob König GEORG V. VON HANNOVER (1819-1878) die Berg- und Forstschule in Clausthal zur Bergakademie. In mehreren Schritten löste sich diese später aus der preußischen Bergverwaltung, erhielt 1919 eine Rektoratsverfassung und 1920 das selbständige Promotionsrecht. 1934 schließlich wurde die Technische Spezialhochschule für Berg- und Hüttenwesen dem Preußischen Kultusministerium unterstellt. Erst am 28. März 1968 erließ aber der zuständige Minister des Landes Niedersachsen die „Vorläufige Verfassung der Technischen Universität Clausthal“. Die TU Clausthal ist heute mit ihren 1.050 Mitarbeitern, darunter 85 Professoren, zwar eine der kleinsten Universitäten Deutschlands, sorgt aber mit ihren 4.800 Studierenden für eine stabile Einwohnerzahl der Berg-und Universitätsstadt. Der Anteil ausländischer Studierender ist mit 40 % sehr hoch.
Bergbau wird im Stadtgebiet schon seit 1930 nicht mehr betrieben, dennoch prägt er das Stadtbild bis heute. Sichtbar ist das am Blumenschmuck der Stadt und anhand zahlreicher technischer Denkmäler. Das von der B 242 aus kaum zu übersehende Fördergerüst des Ottiliae-Schachtes ist Landmarke 2 des Geoparks Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen. Zu den Geopunkten im Gebiet um diese Landmarke gehören das Oberharzer Bergwerksmuseum in Zellerfeld, der Kaiser-Wilhelm-Schacht Clausthal, der Sperberhaier Damm, das GeoMuseum Clausthal, der Schalker Teich Oberschulenberg, der 19-Lachter-Stollen Wildemann oder auch das Bergamt in Clausthal. Es ist heute noch ein Dienstsitz des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie des Landes Niedersachsen.
Eine weitere wichtige Landesbehörde, das Niedersächsische Forstamt Clausthal, verwaltet das gemeindefreie Gebiet Harz im Landkreis Goslar, in das die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld einem Flickenteppich gleich eingebettet ist. Forstamtsleiter KARSTEN PEIFFER ist als Vorsitzender des Naturparkausschusses zugleich Mitglied des Vorstands des Regionalverbandes Harz.
Die Stadteile Wildemann, Clausthal-Zellerfeld und Altenau waren bis 1977 durch die Innerstetalbahn miteinander verbunden. Deren Gleise zweigten am Bahnhof Langelsheim von der Bahnstrecke Neuekrug-Hahausen–Goslar ab. Der Zugverkehr nach Clausthal war am 15. Oktober 1877 aufgenommen worden. Das dortige Stationsgebäude lag direkt an der Stadtgrenze zu Zellerfeld. Im früheren Bahnhof befindet sich heute die Geschäftsstelle des Harzklubs. Altenau war ab 30. April 1914 mit der Bahn erreichbar. In der Nähe des Bahnhofes Clausthal-Ost befand sich die drittgrößte deutsche Sprengstofffabrik, in der auch Zwangsarbeiter beschäftigt waren. Die Fabrik mit dem Tarnnamen „Werk Tanne“ wurde am 7. Oktober 1944 bombardiert. Dabei verloren 92 Menschen ihr Leben. Eine Gedenkstätte am Mittleren Pfauenteich erinnert an die Opfer unter den Zwangsarbeitern. Mit der Einstellung des Bergbaus in Clausthal-Zellerfeld und Lautenthal 1967 sank das Güteraufkommen auf der Innerstetalbahn dramatisch. Der Güterverkehr wurde eingestellt, doch allein mit Personenverkehr war die Strecke nicht rentabel zu betreiben. Die letzten fahrplanmäßigen Züge verkehrten am 29. Mai 1976.
Am drastischsten von wirtschaftlichen Veränderungen betroffen war Schulenberg; die Bergbau- und Hüttensiedlung aus dem 16. Jh. befand sich bis Anfang der 1950er Jahre dort, wo heute Schiffsrundfahrten auf dem Okerstausee viele Touristen anlocken. Westlich, auf dem Kleinen Wiesenberg, befindet sich Schulenberg heute. Überaus reich an historischen Baudenkmälern sind hingegen Clausthal und Zellerfeld. Beispielhaft hervorgehoben sollen sein: die Marktkirche zum Heiligen Geist sowie die Aula Academica in Clausthal sowie die Bergapotheke in Zellerfeld.
Die evangelisch-lutherische Marktkirche ist die größte Holzkirche Deutschlands. Im 17. Jh. vollständig aus Eichen- und Fichtenholz errichtet, zählt die Hallenkirche zu den bedeutendsten Baudenkmälern des norddeutschen Barock.
Das Aula-Gebäude der TU Clausthal, Aulastraße 8 bietet im beeindruckenden Kuppelsaal Platz für 250 Personen. Im Plenumssaal lassen sich sehr gut Tagungen durchführen (bis zu 300 Personen).
Die Bergapotheke Zellerfeld, Bornhardstraße 12 wurde im Jahr 1674 als zweigeschossiges Fachwerkhaus erbaut und acht Jahre später mit reichen Stuckdecken ausgestattet. Unweit der Bergapotheke, ebenfalls in der Bornhardstraße, befindet sich das Oberharzer Bergwerksmuseum. Das älteste Bergbaumuseum Deutschlands ist täglich geöffnet und als Teil des UNESCO-Welterbes Oberharzer Wasserwirtschaft ein absolutes Muss für jeden Besucher der Berg- und Universitätsstadt. Ideale Übernachtungsmöglichkeiten, um das Welterbe im Oberharz zu erkunden, sind das Harzhotel zum Prinzen (www.zum-prinzen.de), das Ringhotel „Zum Harzer“ (www.zum-harzer.de) und das Waldhotel Untermühle. Alle drei Häuser halten umfangreiches Informationsmaterial des Natur- und Geoparks vor.
Ebenfalls Teil des UNESCO-Welterbes ist der Sperberhaier Damm. Seit 1734 leitet das Gerenne auf der Dammkrone Wasser des Brockenfeldes und des Bruchberges auf die Clausthaler Hochfläche. Den am Dammbau beteiligten hunderten von Bergleuten diente das eigens errichtete Dammhaus als Umkleide-und Gebetshaus. Später wohnte dort der Dammwärter mit seiner Familie, heute ist es eine beliebte Ausflugsgaststätte.
von Dr. Klaus George
Quellen:
Großmann, G. U. (1988): Hannover und das südliche Niedersachsen. Geschichte, Kunst und Landschaft zwischen Harz und Weser, Braunschweig und Göttingen. 3. Auflage. DuMont Buchverlag Köln
Körber K.-O. (2007): Niedersachsen. Landkarten und Geschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart. Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld
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