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FROSE

Vogelparadies Froser Feuchtgebiet © Dr. Klaus George
Vogelparadies Froser Feuchtgebiet © Dr. Klaus George

Seitdem sich am 15. Juli 2009 mehrere Orte mit der Stadt Hoym zusammengeschlossen haben, ist Frose ein Ortsteil der Stadt Seeland. Frose und Hoym verbindet eine gemeinsame Geschichte. Sie waren im Herzogtum Anhalt Teil des Landkreises Ballenstedt. Frose liegt 109 bis 127 m über NHN. Am höchsten Punkt befindet sich der Bahnhof. Die Stiftskirche in der Ortsmitte ist Station der Straße der Romanik (Südroute).

Die Geschichte des Ortes lässt sich bis ins 10. Jh. zurückverfolgen. Seine erste urkundliche Erwähnung findet Frose am 13. September 936 in der von Otto I. gezeichneten Schenkungsurkunde an das Kloster St. Servatius zu Quedlinburg. Durch Markgraf Gero war Mitte des 10. Jh. in „Frasa“ ein Mönchskloster gegründet und im Jahr 961 durch ein Nonnenkloster ersetzt worden. Dorf und Kirchen gehörten zum Kloster. Letzteres war dem Jungfrauenkloster in Gernrode unterstellt und erst im Zuge der Reformation aufgehoben worden. Der Klosterhof wurde daraufhin fürstliches Vorwerk. Zur wirtschaftlichen Entwicklung des 513 Häuser (1904) und 2.603 Einwohner (1905) zählenden großen Dorfes weiß WEYHE (1907) zu berichten:

„Lange Jahre hindurch hat die Torfgräberei guten Verdienst gebracht, denn ehe Braunkohlen gewonnen wurden, war Torf neben dem teuerern Holze der wichtigste Brennstoff im ganzen Umkreise. Er ist fast ganz verdrängt worden, seitdem bei Nachterstedt und bei Frose reiche Kohlenschätze erschlossen worden sind und die Gewerbetätigkeit gelernt hat, die krümelige Kohle in Form gepreßter Kohlensteine, der sogenannten Briketts, auf den Markt zu bringen. Vor anderen kleinen gewerblichen Betrieben sei die Dampf-Saftfabrik erwähnt, in der 15 Arbeiter wirken; sie erhält den alten Ruf des Froser Rübensaftes aufrecht. Eine Brauerei beschäftigt 3, die Mälzerei 2 und die Molkerei ebenfalls 2 Arbeiter.

Die Seeländereien der Herzogin-Witwe von Anhalt-Bernburg sind nach deren Tode in den Besitz ihres Neffen, des Herzogs Friedrich Ferdinand von Holstein-Sonderburg-Glücksburg, übergegangen. Die seit Jahren eingeführten Moorkulturen werden nach wie vor mit Vorteil betrieben.“

Der ehemalige Braunkohletagebau ist der heutige, bei Erholungssuchenden sehr beliebte Froser See (Parkplätzen unweit des Bahnhofs an der Straße Richtung Hoym). Ein Jahrhundert zuvor, im Jahr 1904, fanden in den Anhaltischen Kohlenwerken Frose 192 Bergleute Arbeit. Die geförderte Braunkohle war auch Rohstoff für die jährliche Produktion von 935 t Teer und 7.650 t Grudekoks, zu deren Herstellung viele weitere Menschen in Lohn und Brot standen.

Der Bahnhof liegt an der Bahnstrecke Halle-Halberstadt. Am 28. Juli 1864 hatte die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft (MHE) vom Herzogtum Anhalt die Konzession zum Bau dieser über Aschersleben und Bernburg führenden Strecke erhalten. Verbunden war die mit der Auflage, eine Zweigbahn von Frose zur Sommerresidenz der Anhaltiner zu bauen. Bereits am 7. Januar 1868, jedoch kriegsbedingt nicht so schnell wie geplant, konnte die Strecke Frose-Ballenstedt Schloß feierlich eröffnet werden. Aus dem Bahnhof Schlossbahnhof wurde Ballenstedt West, nachdem 1885 auch die Verlängerung bis Quedlinburg in Betrieb genommen werden konnte. 2004 genehmigte das Eisenbahnbundesamt die Stilllegung des Abschnitts Frose-Gernrode. Nach Quedlinburg gelangt man mit der Bahn von Frose nunmehr nur noch über Wegeleben. Schneller geht es mit dem Auto über die vierspurige B 6.

Es ist hier nicht der Raum, ausführlich auf die 1892 erneuerte Stiftskirche einzugehen. Erwähnung finden soll hier nur ein Detail, das sich unabhängig von Öffnungszeiten und Führungen anschauen lässt: Im Giebelfeld über der Tür an der Nordseite der Kirche sind erhobenen Hauptes zwei geweihtragende Hirsche dargestellt, verbunden mit dem Verweis auf Psalm 42, in dem es heißt: „(1) … Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott zu dir. (2) Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“ Eine Tafel neben der Tür erinnert daran, dass 1515-16 Thomas Müntzer in Frose wirkte.

Ein ganz besonderes Haus fällt im Ortsbild auf: Es ist das frühere Alters- und Kinderheim, das 1894-95 erbaute Bendix-Stift. Der Hallenser Kaufmann Louis Bendix hatte allerdings nicht allein das Gebäude gestiftet, sondern die Anstalt auch mit 50.000 Mark Kapital zu deren Erhaltung ausgestattet. Heute befinden sich in dem Haus in der Königsauer Straße eine Begegnungsstätte, Frauen-Kommunikationszentrum, Dorfmuseum mit Museumshof, Standesamt und das Büro des Ortsbürgermeisters.

Verlassen wir Frose in Richtung Königsaue, führt die Straße durch ein erst in jüngster Zeit entstandenen Sumpfgebiet, dass Tierfotografen bis hin nach Braunschweig magisch anzuziehen scheint. Es ist ein Paradies für Wasservögel. Mehr über das Harzer Seeland und die Freizeitangebote erfahren Sie hier: www.stadt-seeland.de oder www.seeland.de   

von Dr. Klaus George

Weiterführende Literatur:

WEYHE, E. (1907): Landeskunde des Herzogtums Anhalt. Bd. 2, Herzogliche Hofbuchdruckerei E. Dünnhaupt Dessau


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