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Seit 1. Juli 1972 ist Pöhlde mit Rhumspringa ein Ortsteil der Stadt Herzberg am Harz. Auf den ersten Blick lässt nur wenig auf die große historische Vergangenheit des nördlich des Rotenberges gelegenen Ortes schließen. Aus Urkunden des 10. Jh. ist jedoch zu erfahren, dass König Heinrich I. († 936) aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger, auch Heinrich der Vogler genannt, den „königlichen Hof Palithi" (historisch für Pöhlde) neben anderen Besitztümern seiner Gattin Mathilde († 968) vermachte.
In den folgenden 150 Jahren wird der Ort mit bis zu 28 Besuchen deutscher Könige beehrt, was ihn zum Mittelpunkt deutscher Reichsgeschichte erhob. Pöhlde bietet heute eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, die seine bedeutsame Geschichte zumindest erahnen lassen. Um die zahlreichen Königsbesuche empfangen zu können, mussten im 10. Jh. entsprechende Gebäude errichtet werden. Dazu zählt u. a. eine Pfalzkapelle. Die Grundmauern dieses bedeutenden Bauwerks wurden im 19. Jh. freigelegt, wissenschaftlich untersucht und zu ihrem Schutze anschließend wieder mit Boden bedeckt. Ihr tatsächlicher Verlauf sollte jedoch für Besucher erkennbar bleiben. Steinplatten im Rasen markieren nun das ursprüngliche Fundament, welches direkt an ein Fachwerkkloster, einem Folgebau aus dem 17. Jh., angrenzend verläuft. Unmittelbar südlich des Klostergeländes liegt auf dem Kamm des Rotenberges die Befestigungsanlage „König Heinrichs Vogelherd“, vermutlich eine frühere Fluchtburg. Obwohl inzwischen von stattlichen Rotbuchen überwachsen, sind die Überreste des einst mächtigen Wall- und Grabensystems im Gelände noch gut erkennbar.
Wenden wir uns vom Rotenberg gen Süden, befindet sich im Nordosten von Rhumasprung der 30 x 20 m große, trichterförmige Quelltopf der Rhumequelle. Hier entspringt die 48 km lange Rhume, die bei Nordheim in die Leine mündet. Ähnlich wie beim Jueesee im Zentrums Herzbergs, entstand diese Karstquelle durch gesteinslösende und Hohlraum-bildende Prozesse und wird mit Wassern aus der Oker und der Sieber gespeist, die über das Pöhlder Becken zugeleitet werden. Die Rhumequelle ist nicht nur aufgrund ihrer starken Schüttungsereignisse von bis zu 5.000 Liter pro Sekunde eine echte Besonderheit. Ihr Quellwasser verfügt über eine annähernd gleichbleibende Temperatur von 8 bis 9 °C. Seit der Jungsteinzeit vor 5.000-1.800 v. Chr. wurde die Quelle verehrt und als Opfer-Kultstätte genutzt. Heute ist sie Geopunkt 5 im Gebiet um die Landmarke 5 – Schloss Herzberg des UNESCO Global Geoparks Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen.
von Annelies Stolle
Quellen:
Wagner, K. (2014): 77 Schönste Orte Harz. Ausflüge zu Burgen, Wäldern & Sehenswürdigkeiten. Mit Einkaufen & Unterkunft. 1. Auflage, Peter Meyer Verlag.
Claus, M. (1971): Pöhlde, Kr. Osterode. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, 40, 58-75.
Claus, M. (1978): Archäologie im südwestlichen Harzvorland - Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens, H.10:87-99, 194 S., Hildesheim
Lebküchner, H., & Röhling, H. G. (ohne Jahr): Rhumequelle, größte Karstquelle in Niedersachsen. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Hannover