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In kaum einem Reiseführer über den Harz findet Pölsfeld Erwähnung. Erst die Einrichtung des Karstwanderweges im Kreis Sangerhausen 1982 vermochte es, den malerisch im Ostharz gelegenen Ort mit seinen damals noch gut 400 Einwohnern als überregionales Wanderziel zu etablieren. Je nachdem, für welche Richtung man sich entscheidet, ist Pölsfeld bis heute Ziel oder Ausgangsort auf dem Karstwanderweg. Der 265 km lange Weg verbindet den Iberg bei Bad Grund mit dem Parkplatz an der B 86 östlich von Pölsfeld und damit den Westteil des Naturparks Harz in Niedersachsen mit der östlichen Grenze des Naturparks Harz/Sachsen-Anhalt. Dass der Karstwanderweg wiederholt als „Qualitätsweg wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet werden konnte, ist für dessen durch Sachsen-Anhalt verlaufenden Streckenabschnitt der regelmäßigen Unterhaltung durch Mitarbeiter des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz zu verdanken. Wer sich nicht gleich auf die ganz große Tour begeben möchte, für den hat der Regionalverband Harz als Träger des Natur- und Geoparks eine Empfehlung: Die Broschüre Nr. 8 aus der inzwischen 25teiligen Serie der NATURA-Tipps beschreibt einen 13 km langen Rundweg. Vom Strasser Revier (Altbergbaugebiet) kommend, tangiert dieser Rundweg Pölsfeld im Verlauf der Annaröder Straße. An der steht in Höhe des Ortseingangsschildes ein zwar einfaches, aber gerade deshalb sehenswertes Haus. Das Haus mit der Nr. 140 verrät die vor Ort einst verfügbaren Baustoffe: Der Sockel rings herum ist aus Bruchsteinen gemauert, darüber Wände aus gestampftem Lehm, Lage für Lage abgeschlossen mit einer Schicht Ziegelbruch. Letzterer etwas überstehend, um dem ursprünglich geplanten Putz Halt geben zu können. Die Sohlbänke der Fenster eine Schicht Mauerziegel, als Fensterstürze genügten einfache Holzbalken. Giebel und ein seitlicher Anbau wurden aus Mischmauerwerk (überwiegend große Formstücke aus Metallhüttenschlacke) aufgeführt. Das Abfallprodukt aus den Kupferhütten in „Schlackesteinen“ zu verwandeln, war seit 1863 möglich, denn damals wurde das Tempern als Verfahren zur Herstellung des billigen Baustoffs erfunden. Zu verhüttendes Erz (Kupferschiefer) strich bei Pölsfeld aus. Zeugnis davon geben gelbliche Verfärbungen im frühlingsgrünen Weizenfeld am Kupferberg. Die Gewinnung von Kupferschiefer in kleinen Tagebauen (Pingen) war Anlass für die Entstehung des Ortes, der im Jahr 899 als Bullisfeld seine erste urkundliche Erwähnung fand.
von Dr. Klaus George
Quellen:
Pölsfeld_George.jpg: Pölsfeld mit Dorfkirche St. Moritz. In der Wetterfahne der Kirche verraten die gekreuzten Kurschwerter über der Jahreszahl 1779 die damalige Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Sachsen.
Annaröder Straße 140_George.jpg: Haus Nr. 140 verrät die im 19. Jh. vor Ort verfügbaren Baustoffe.
Kupferberg_George.jpg: Gelbe Verfärbungen im maigrünen Weizenfeld verraten ehem. Pingen und Kleinhalden.