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Das Gebiet der Gemeinde Wallmoden liegt im nordwestlichsten Teil der Harzregion. Landschaftsräumlich befinden wir uns schon im Innerstebergland, das dem Harz nordwestlich vorgelagert ist. Wallmoden entstand am 1. März 1974 als Zusammenschluss der bis dahin politisch selbständigen Gemeinden Alt Wallmoden, Bodenstein und Neuwallmoden. Die Gemeinde Wallmoden bildet gemeinsam mit der Gemeinde Hahausen und dem Flecken Lutter am Barenberge die Samtgemeinde Lutter am Barenberge. Die Samtgemeinde ist seit 2011 Mitglied im Regionalverband Harz und unterstützt so dessen Tätigkeit als Träger des Natur- und Geoparks.
Während zwischen 1803 (Reichsdeputiertenhauptschluss) und 1946 (Gründung des Landes Niedersachsen) Bodenstein und Neuwallmoden zum Herzogtum Braunschweig gehörten, war Alt Wallmoden Teil des Königreiches Hannover, mit dem es 1866 an Preußen fiel. Wirft man den Blick in die Geschichte weiter zurück, so finden sich bis 1523 alle drei Ortsteile im Besitz des Bistums Hildesheim. Mit dem Quedlinburger Rezess jedoch, der am 13. Mai 1523 formell die Hildesheimer Stiftsfehde beendete, wurde das Territorium der heutigen Gemeinde Wallmoden den Welfen zugesprochen. Namentlich waren dies die Herzöge HEINRICH II., 1514-1568 regierender Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, und ERICH VON BRAUNSCHWEIG-GRUBENHAGEN, der bis zu seinem Tode 1532 Fürstbischof von Paderborn und Osnabrück war. Nach Paderborn verweist auch die erste sichere urkundliche Erwähnung eines „Curtis Walmonthem“ aus dem Jahr 1016, als Kaiser HEINRICH II. den Fronhof der dortigen bischöflichen Kirche zum Geschenk machte.
Nach Wallmoden benannten sich dann Angehörige eines niedersächsischen Adelsgeschlechtes. Als erster nachweisbarer Angehöriger dieses Geschlechtes erscheint TIDELINUS (THEDEL) VON WALLMODEN in einer Urkunde vom 3. Juni 1154. Die von Wallmodens waren auf Gut Alt Wallmoden Lehnsmänner. Als ursprünglich freie Grundherren besaß das Geschlecht zudem aber auch Ländereien als Frei- und Erbgut in Orten beiderseits der Innerste. 1559 teilten die Brüder LUDOLF und JASPER VON WALLMODEN den gesamten Familienbesitz unter sich auf. Es entstanden die beiden Linien Ober- und Unterhaus. Noch heute können wir an der Anordnung der Gutsgebäude in Alt Wallmoden die beiden Höfe erkennen. Die ältere der beiden Linien (Oberhaus) erlosch im 19. Jh. Der braunschweigische Kammerherr THEDEL FRIEDRICH CHRISTOPH VON WALLMODEN vereinigte daraufhin Oberhof, Unterhof und Hohenrode wieder zu einem Gut. Nur wenige Jahre später lockerte er auch die Abhängigkeit der sogenannten Reiheleute vom Gut. Letztere wurden mit der Aufhebung der Lehnsabhängigkeit des Gutes Mitte des 19. Jh. zu freien Bauern. Die Familie von Wallmoden selbst hat noch heute Besitz in Wallmoden, darunter die Gutsanlage und der Wallmoden'sche Forst. Der 1959 geborene Germanist THEDEL VON WALLMODEN ist Mitbegründer und Geschäftsführer des renommierten Wallstein Verlags in Göttingen. Das Stammwappen der Familie zeigt in Gold drei steigende, schwarze Steinböcke.
In Anlehnung an das Familienwappen hatte bereits die einstmals selbstständige Gemeinde Alt Wallmoden einen schwarzen Steinbockkopf in ihrem Wappen. Bodenstein und Neuwallmoden führten hingegen kein Wappen. Bei der Zusammenlegung der drei Orte einigte man sich darauf, dass die Gemeinde Wallmoden das Wappen Alt Wallmodens als das ihrige führt.
Alt Wallmoden ist der größte aller Ortsteile. Die dreiflügelige Gutsanlage, deren baulich ältester Teil (Nordflügel) im 16. Jh. errichtet wurde, prägt den Ort. Ins Auge fällt auch eine Kapelle mit Ehrenfriedhof. Die Kapelle wurde 1248 als erste Kirche im Dorf gebaut. Die heutige evangelische Dorfkirche ist ein schlichter Bruchsteinbau aus dem frühen 17. Jh. Sie erhielt erst 1850 einen Turm. Auf der Alt Wallmodener Gemarkung liegt auch die Darmpfuhlsmühle. Ein THEDEL VON WALLMODEN ließ am Zusammenfluss von Innerste, Neile und Spring bereits 1460 eine Mühle erbauen. Noch heute wird die Kraft des Wassers genutzt. Nachdem 1989 STEFAN ENGELKE die Mühle kaufte, firmiert sie unter dem Namen Südhannoversche Mühlenwerke Engelke GmbH mit Sitz in Salzgitter-Ringelheim. 700 t Weizen können täglich vermahlen werden. Ebenfalls zu Alt Wallmoden gehört das Vorwerk Könneckenrode an der B 248. Hier befanden sich Ausspann und Zollstation (zwischen den Ländern Hannover und Braunschweig) an der einstmals wichtigen Handelsstraße nach Frankfurt.
Von der Darmpfuhlsmühle in Richtung SW folgt die Gemarkungsgrenze knapp 2 km dem Lauf der Neile. Weiter oben befand sich eine Burg, die 1323 vom Bistum Hildesheim an einen Herrn VON OBERG verkauft worden war. Einige Jahrzehnte später ließen der Hildesheimer Bischof GERHARD VON BERG und die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg, WILHELM II. und MAGNUS II. TORQUATUS, die Burg belagern. Mit List gelang ihnen schließlich auch die Eroberung: Sie ließen einen Damm bauen, um die Neile zu stauen. Dann drohten sie die Burg zu fluten. Nach der Eroberung wurde die Burg geschliffen und nie wieder aufgebaut. Heute erinnert an sie allein die gegenüber vom Schulhaus vom Dorfplatz abzweigende Straße „Zur Burg“. Die Grenze zwischen dem Königreich Hannover und dem Herzogtum Braunschweig übrigens verlief mitten durch den Ort. Am Ort westlich vorbei verläuft die Eisenbahnstrecke Herzberg-Braunschweig. Ein Haltepunkt Neuwallmoden ist in der Tabelle 358 des Kursbuchs der Bahn schon lange nicht mehr enthalten. Die nächsten Bahnhöfe sind Salzgitter-Ringelheim bzw. Seesen.
Durch eine Unterführung im hochaufgeschütteten Bahndamm zweigt unweit vom Ortsrand Neuwallmodens die Kreisstraße 47 von der Landesstraße L 496 Richtung Lutter ab. Auf der Kreisstraße erreichen wir nach 2,5 km Bodenstein. Das heutige Bodenstein markiert den Ort der wohl inmitten der Hainberge schon vor mehr als tausend Jahren entstandenen Ansiedlung Holthusen. 1146 gründete das Kloster St. Godehardi zu Hildesheim hier einen Klosterhof. Dieser gehörte später zum Kloster Neuwerk, dann der Familie VON WALLMODEN, die es an das Kloster Frankenberg in Goslar verkaufte. 1626 (Schlacht bei Lutter am Barenberge) wurde Bodenstein zerstört und erst 1650 wieder aufgebaut. Das Klostergut Bodenstein gehört heute dem Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds und wird von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz verwaltet. Gut Bodenstein ist Deckstelle für Reitpferde. Aktuell kommt hier der dem Niedersächsischen Landgestüt Celle gehörende Hannoveraner-Hengst DER LORD zum Einsatz, als Landbeschäler im Natursprungverfahren.
Neben Land- und Forstwirtschaft hatte zeitweilig auch Rohstoffgewinnung eine gewisse Bedeutung. In geringen Mengen wurde im 18. Jh. bei Neuwallmoden und Könneckenrode Eisenstein gefördert. Der Schacht Anna bei Alt Wallmoden wurde im 20. Jh. als Wetterschacht für das Bergwerk Ringelheim abgeteuft, die Arbeiten aber kriegsbedingt 1940 eingestellt. Für Insider von gewisser touristischer Bedeutung sind die Bodensteiner Klippen (Hilssandstein). 2008 erschien im Klaus Paul Buchverlag der Kletterführer „Bodensteiner Sandsteinklippen“. Beschrieben werden 400 Kletterwege an über 50 Felsen. Die Regelungen des Naturschutzes (Landschaftsschutzgebiet und als Naturdenkmal streng geschützte Klippen) sind jedoch unbedingt zu beachten. Sehenswert sind auch die Karstquellen in bzw. bei Alt Wallmoden.
von Dr. Klaus George
Weiterführende Literatur:
HUPFLEDER, R. & TH. SAUTER (Hrsg., 1989): Chronik Wallmoden. Beiträge zu Geschichte und Gegenwart der Gemeinde Wallmoden. Wallstein Verlag Göttingen.